Sie sind Unternehmer und haben mit viel Fleiß und wirtschaftlichem Geschick ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Nun möchten Sie verhindern, dass im Falle Ihres Versterbens Erbstreitigkeiten das Unternehmen gefährden. Dann sollten Sie nichts dem Zufall überlassen, sondern frühzeitig mit den passenden Regelungen vorsorgen. Im nachfolgenden Artikel erläutern bei Ihnen worauf es im wesentlichen ankommt.
Was ist ein Unternehmertestament?
Ein Unternehmertestament ist ein speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und Unternehmern zugeschnittenes Testament. Ziel ist es, die Nachfolge in der Unternehmensleitung und im Gesellschafterkreis so zu gestalten, dass der Betrieb nach dem Tod des Unternehmers ohne rechtliche oder wirtschaftliche Brüche fortgeführt werden kann. Neben der Absicherung der Familie liegt der Fokus auf dem Erhalt der unternehmerischen Einheit und der Sicherung von Arbeitsplätzen, Kundenverhältnissen und Lieferketten.
Im Unterschied zu einem klassischen Testament umfasst ein Unternehmertestament auch gesellschaftsrechtliche, steuerliche und gegebenenfalls stiftungsrechtliche Elemente. Es greift in bestehende Unternehmensverträge ein, etwa durch Vorgaben zur Nachfolge, Anordnungen zur Testamentsvollstreckung oder die Übertragung von Gesellschaftsanteilen.
Warum die gesetzliche Erbfolge für Unternehmer riskant ist
Ohne Testament gilt die gesetzliche Erbfolge. Gibt es mehrere Erben, beispielsweise Ehefrauen Kinder, dann bildet sich eine Erbengemeinschaft.
Typische Probleme:
- Zersplitterung von Gesellschaftsanteilen: Mehrere Miterben erhalten jeweils Bruchteile des Unternehmens, was Entscheidungsprozesse lähmt und zu internen Konflikten führen kann.
- Verlust der Geschäftsführungsfähigkeit: Gesetzliche Erben haben häufig keine unternehmerische Erfahrung oder wollen ihre Anteile verkaufen – dies gefährdet den Fortbestand des Unternehmens.
- Erbschaftsteuerliche Risiken: Die steuerlichen Privilegien für Betriebsvermögen greifen nur bei rechtzeitig geplanten Nachfolgeregelungen. Ohne testamentarische Gestaltung drohen hohe Steuerforderungen und damit Liquiditätsengpässe.
- Fehlende Einbindung gesellschaftsrechtlicher Regelungen: Gesellschaftsverträge enthalten häufig Nachfolgeklauseln, die mit der gesetzlichen Erbfolge nicht harmonieren. Dies kann zu Unwirksamkeit oder Ausschluss führen.
Fazit: Die gesetzliche Erbfolge bietet keine verlässliche Grundlage für eine geordnete Unternehmensnachfolge. Eine individuelle testamentarische Regelung ist unverzichtbar.
Zentrale Inhalte eines Unternehmertestaments
Ein rechtssicheres Unternehmertestament sollte folgende Regelungspunkte enthalten:
- Benennung eines Unternehmensnachfolgers: Wer soll das Unternehmen übernehmen oder weiterführen? Ggf. Kombination aus testamentarischer Anordnung und lebzeitiger Übertragung.
- Testamentsvollstreckung: Eine Person des Vertrauens kann mit der Umsetzung des Testaments und der Leitung des Unternehmens bis zur endgültigen Übertragung beauftragt werden. Siehe hierzu § 2210 BGB.
- Abstimmung mit dem Gesellschaftsvertrag: Testament und Gesellschaftsvertrag müssen harmonieren. Andernfalls sind testamentarische Verfügungen ggf. wirkungslos.
- Absicherung der übrigen Familienmitglieder: Vermächtnisse, Pflichtteilsklauseln und Abfindungsregelungen sorgen für Gerechtigkeit und Konfliktvermeidung.
- Steueroptimierung: Freibeträge und Verschonungsregelungen bei Betriebsvermögen (z. B. 85 % Regelverschonung, 100 % Optionsverschonung) sollten konsequent genutzt werden.
- Regelmäßige Überprüfung: Lebensverhältnisse, Unternehmensentwicklung und Steuergesetze ändern sich. Eine regelmäßige Anpassung ist notwendig.
Wann eine Familienstiftung in Betracht kommt
Die Gründung einer Familienstiftung kann eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung zum Unternehmertestament sein – insbesondere bei größeren Vermögen und generationsübergreifenden Nachfolgeplänen.
Vorteile:
- Langfristige Vermögenssicherung: Die Stiftung verwaltet das Unternehmensvermögen dauerhaft im Interesse der Familie.
- Vermeidung von Erbstreitigkeiten: Anders als bei Erbengemeinschaften gibt es keine Aufteilung, sondern nur Nutzungsrechte gemäß Stiftungssatzung.
- Steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten: Zuwendungen an die Stiftung sind erbschaft- und schenkungsteuerlich begünstigt. Die Stiftung selbst unterliegt einer speziellen, meist niedrigeren Besteuerung.
- Schutz vor Pflichtteilsansprüchen: Wird die Stiftung frühzeitig errichtet, kann der Zugriff enterbter Pflichtteilsberechtigter erheblich eingeschränkt werden.
- Stabilität des Unternehmens: Beteiligungen bleiben dauerhaft im Eigentum der Stiftung, was externe Übernahmen oder familiäre Zersplitterung verhindert.
Nachteile:
- Hoher Gründungs- und Verwaltungsaufwand
- Eingeschränkte Flexibilität: Satzungsänderungen sind nur eingeschränkt möglich.
- Komplexes Zusammenspiel mit Gesellschaftsverträgen und steuerlichen Vorschriften
Anwendungsfälle:
Insbesondere bei Familienunternehmen mit langer Tradition, hohem Unternehmenswert, mehreren Kindern mit unterschiedlichen Interessen oder in Patchwork-Konstellationen kann die Stiftung eine stabile und gerechte Lösung bieten.
Fazit: Unternehmer sollten rechtzeitig vorsorgen
Lassen Sie sich frühzeitig von spezialisierten Rechtsanwälten, Steuerberatern und ggf. Stiftungsberatern begleiten. Die sorgfältige Gestaltung eines Unternehmertestaments – oder einer Stiftungslösung – ist eine Investition in den Fortbestand des Unternehmens, die Zukunft Ihrer Familie und Ihren unternehmerischen Erfolg über den Tod hinaus.